Menschen sind, anders als Löwen oder Störche, „Produzenten ihrer eigenen Lebensform“. Dies gibt ihnen eine eigenartige Zwischenstellung zwischen einer unhintergehbaren Bedingung des Lebens der darin involvierten Menschen, aber dennoch auch Angelegenheit, die zur Beschwerde, Kritik und Veränderung reizt oder sich vor ihr jedenfalls nicht als sakrosankt hinter Schutzwälle zurückziehen kann. Eine Lebensform löst zugleich und stellt auch von neuem die erst selbstverursachten Probleme des menschlichen Lebens, die Jaeggi deshalb als „Probleme zweiter Ordnung“ bezeichnet. Und sie scheitert deshalb, wenn sie scheitert, an sich selbst und es hat keinen Sinn, sie nach ihrem Ende wiederbeleben zu wollen. Lebensformen sind ebenso eine Quelle der Normativität menschlichen Lebens und Gegenstand normativer Kritik und Reformierung. Diesen eigenartigen Zwischenstatus von Lebensformen – einem der Hauptstichworte aktueller Philosophiedebatten im ethisch-praktischen Feld – entwickelt und diskutiert der souverän geschriebene Aufsatz von Rahel Jaeggi und kommt zu streitbaren Thesen, die in den nächsten Heften wiederum der Kontroverse und Kritik ausgesetzt werden sollen. Ich danke Rahel Jaeggi für ihren engagierten, spannenden Initiativbeitrag und freue mich auf eine neue lebendige Debatte mit Alice Crary, Thomas Khurana, Christoph Menke, Elif Özmen, Martin Saar, Ludwig Siep und Barbara Zehnpfennig, die im nächsten und übernächsten Heft des Philosophischen Jahrbuchs ihre kritischen Wortmeldungen zum Thema mit Blick auf Rahel Jaeggis Initiativbeitrag publizieren werden und auf die Rahel Jaeggi willens ist, wiederum Rede und Antwort zu stehen.